Stationär in der Klink

Vor etwas über einem Jahr hatte ich den Entschluss gefasst, mich selbst zu retten. Diese Entscheidung ist mir damals nicht leicht gefallen, da ich wusste, wenn ich wahrhaftige Veränderungen in meinem Leben und in mir selbst erreichen will, dass ich mich den Dingen stellen muss, vor denen ich mein gesamtes Leben davongelaufen bin. Die Schutzmechanismen von Verdrängung, Funktionieren, der Wahrheit keine Gültigkeit geben, sondern sie sich erträglich reden/denken, sich selbst nicht mehr spüren, den Fokus auf alles und jeden zu legen, um sich nur nicht mit sich selbst auseinandersetzen zu müssen, haben nach vierzig Jahren fast alle Kräfte aufgezehrt. Nun ist es für mich an der Zeit, die destruktiven und selbstschädigenden Verhaltensmuster durch neue zu ersetzen.

Da es sich um sehr tiefgreifende Muster handelt, werde ich auch in die Tiefe meines Selbst eintauchen müssen, um zu verstehen, warum sie entstanden sind, welche Funktionen sie erfüllen und welche Bedeutung sie für mich haben. Dafür ist ein stationärer Klinikaufenthalt erforderlich, der aufgrund der langen Wartezeit eigentlich erst nächstes Frühjahr sein sollte.

Am Freitag vor drei Wochen erhielt ich einen Anruf der Klinik, dass kurzfristig ein Platz freigeworden sei und ich am Montag kommen könne. Also hieß es über das Wochenende schnell Sachen packen und alles organisieren. Der Stress dabei war aber ganz gut, denn so blieb mir gar keine Zeit, mir ausführlich Gedanken darüber zu machen (ihr müsst wissen, ich bin eine Meisterin darin, alles zu zerdenken), was nun eigentlich auf mich zukommen wird. Ich wusste nur von Berichten anderer, dass die DBT-Therapie sehr fordernd sei. Um ehrlich zu sein, hatte/habe ich ziemlich Angst vor dem Klinikaufenthalt, denn mir ist klar, dass es bei meiner Lebensgeschichte nicht leicht werden wird.

Mittlerweile sind zwei Wochen vergangen. Die ersten beiden brauchte ich, um erst mal richtig in der Klinik anzukommen und mich in dem riesigen Komplex zurechtzufinden (und das bei meiner katastrophalen Orientierung🙈). Ich irre zwar hin und wieder immer noch durch die Flure oder wundere mich, warum ich meine Zimmertür auf einmal nicht mehr aufschließen kann, bis ich bemerke, dass ich auf der falschen Station bin, doch ich finde mich zunehmend besser zurecht.

Der Schwerpunkt der Therapie liegt bisher auf der Emotionsregulation. Es ist überwältigend, was ich allein in den zwei Wochen gelernt habe und wie tief die Problematik hier behandelt wird. Allerdings muss ich auch zugeben, dass meine Angst ihre Berechtigung hat. Unkontrolliert brechen Emotionen auf, die einen geradewegs in die Abgründe des Selbst schleudern. Sich dort wieder heraus zu kämpfen, verlangt einem alles ab, aber da man das mit fachlicher Unterstützung tut, ist der Lernprozess dabei immens.

Heute stelle ich meiner Therapeutin meine Therapieziele vor. Ich bin gespannt, welche ich davon am Ende meines Aufenthaltes erreicht habe bzw. näher gekommen bin, denn nach der Klinik geht der Weg zu mir selbst ja weiter.

Falls ihr Fragen zum Thema Klinikaufenthalt habt, könnt ihr mir sie gerne stellen.

Ich sende euch herzliche Grüße aus Bad Bramstedt. 🌟

Petra von Seelen⭐️Himmel.

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